Laichende Regenbogen Forellen im Alpenrhein

  • :hallo:


    am Silvesternachmittag hab ich an einer Hochzeit teilgenommen. Einer Forellenhochzeit!


    Die Steelheads bei mir im Alpenrhein laichen früher als in den vergangenen Jahren.
    Denke infolge der extrem kalten Witterung der vergangenen Wochen und der darauf folgenden Hitzewelle bis 20 Grad plus.

    Hier einige Bilder von Gestern
    Da wo Spofi mal zu falschen Zeit da war! :grns2::streichel:



    Bei mir am Rhein
    Deutlich zu erkennen der nassliegende Bereich des Ufers verursacht durch Sunk und Schwall der Wasserkraftwerke




    Todesfalle für Kleinfische und Nährtiere



    Laichgrube im Seitenlauf



    Hier zischt eine aus der Laichgrube....



    .........und lässt das kleine Männchen zurück



    Die dicken Brummer bis 80 Zentimeter haben ihr Geschäft schon in der Nacht erledigt und haben sich ins tiefere Wasser zurückgezogen.



    Das Wasser dieses Baches ist aufgrund Schwefelverbindungen auf Dauer für die Fische giftig.
    Trotzdem auch hier eine Laichgrube



    Ziemlich selten sieht man eine Bodensee Forelle die sich hier auf der Rückwanderung zum Bodensee von ihren Strapazen und Verpilzung erholt.
    Schätzungsweise 60cm lang war diese


    Meine Homepage zum Thema "Kampf mit Anglern um das Laichgebiet" :droh:
    Schützen und Vermehren statt Abschlachten!

    http://www.fv-chur.ch/index.php?page=170


    ciaoChris

  • Hi Jointed,


    Schöne Gegend und tolle Bilder.


    Woher kommen die erwähnten Schwefelverbindungen? Sind die natürlichen Ursprungs?


    Gruß cyberjoke

    veni - vidi - piscari
    Ich kam, ich sah, ich fische!

  • So da bin ich wieder!


    Nun noch ein paar Fischli vom Rhein bei mir.


    Cyberle
    Schwefelwasserstoff kommt natürlich vor in dieser Thermalquelle.
    Merkwürdig war dass die bei uns längst ausgestorbene Nase gut damit zurecht kam.
    Hat dann aber immer zwischen Rhein und Quelle gependelt.


    Andi
    mit Fliege ists sehr schwierig aber möglich. Grosse auffällige Muster.
    Viel effizienter um das Fangglück herauszufordern sind Shrimps und Calamristreifen die ich mittels Lebensmittelfarbe leicht einfärbe.
    Ist auch so ziemliche Glückssache mal eine zu erwischen. Ausser die Laichzeit ist erst Mitte/Ende Februar. Dann stehen sie zum Saisonstart noch voll in Reih und Glied im Rhein.



    Der Seitenlauf des Rhein wird durch das Thermalwasser temperiert



    Ein Stück weiter unten ist Sohn Kevin bei der Arbeit



    Und Jointed der alte Sack auch



    Kevin fängt mir alles weg!



    Torpedo Milchner




    Mein Glück kommt nicht jeden Tag



    Kann auch mal eine Bodensee Forelle dabei sein



    Calamari Streifen



    was tut denn der da in meinem Beitrag? :kratz::hahaha:



    Wer hockt denn da auf der Kiesbank? Auflösung am Ende. :pfeif:



    Letztes Jahr war der Start extrem kalt. Minus 17 Grad und keine Chance auf Erfolg??!



    Oh doch aber entwischt. Doppelt ärgerlich bei solch unwirtlichem Wetter und knallrotem Gesicht.


    Auflösung!
    Spofi der steelheadgirige Leberkäs und Weisswurst Grufti. Waren gute Tage mit dir!
    :daumenhoch:


    xwinke Chris

  • Hallo Chris,
    wir denken,


    es handelt sich bei der bedauernswerten Kreatur nicht um einen Ausschlag/Laichgeschäft,


    sondern um die klassische Furunkulose. Also ein Todesurteil für die Forelle u.u.U. der Nachkommen.


    Wie groß sind die Ausfälle bei der Reproduktion, sind einigermaßen verlässliche Zahlen vorhanden?


    Regeneriert sich die Population durch Besatz o. sind nachgewiesene (adulte) Eigengewächse vorhanden?


    Da anscheinend Forellen aus dem Bodensee aufsteigen, wie ist die Belastung mit VHS, sind Erfahrungswerte gegeben u. verifiziert?


    Gruß aus RV

  • Hallo PKU


    nein ist wie du sagst kein Laichausschlag.
    Ist aber auch keine Furunkulose, sondern eine relativ milde Saprolegna, eine Verpilzung die durch über 100 km Wanderstress und Erschöpfung hervorgerufen wird.
    Keinesfalls gibt's eine Totalausfall sondern eine Teilausfall auf der Rückwanderung zu Bodensee. Ist aber schon übel für die Fische und der Ausfall ist sicher sehr beträchtlich.
    Aber vor allem da sie nach dem Aufstieg keine Weg mehr über die Staumauer zurück finden und im kleinen Stausee Monate warten müssen bis mal ein Hochwasser kommt und die Schleusen voll geöffnet werden.
    Bis dann sind sie an Erschöpfung und eben Verpilzung verendet.


    Furunkulose ist was total anderes, eine offene Wunde verursacht durch Bakterien.
    Bei uns im Alpenrhein gibt's weder Furunkulose noch Verpilzungen die auf schlechte Umweltbedingungen schliessen lassen.
    VHS ist bis jetzt noch nicht diagnostiziert worden. Aber gut möglich da die Fische ja nicht nur in den Alpenrhein aufsteigen.
    Gibt sicher Fische die rege die Gewässer wechseln und solche Krankheiten verbreiten.


    Die Population der Bodensee Forellen, also die klassische Seeforellen Salmo trutta lacustris, kann sich selbständig nur schwer halten.
    Wohl gibt es seit ein paar Jahren dank Fischtreppen wieder zugängliche Laichgebiete. Die leiden aber extrem unter dem Einfluss der Wasserkraftwerke.
    Täglicher Wasserschwall von bis zu Faktor 15. Jeden Tag mehrfach! Also die Fortpflanzung ist nur sehr beschränkt möglich.
    Es werden jährlich in den Zuflüssen und im Alpenrhein selbst viele hunderttausend Sömmerlinge der Seeforelle ausgesetzt. Für die Fischerei im Rhein bei muss ich sagen leider!
    Sie nehmen der standorttreuen Bachforelle, also jene ohne Wandertrieb zum See, das Jungfischhabitat und die Nahrung weg.
    Sind also Konkurrenz und wandern mit etwa 20 cm ab in den See und kommen dann als kapitale Grossfische erst wenn die Angelsaison vorbei ist zurück zum Laichen.
    Seit rund 20 Jahren, seit der massiven Förderung dieser Art, fangen wir kaum noch Fische über dem Mindestmass.
    Da hört man immer: ja nächstes Jahr haben wir dann wieder viel massige Fische. Wird aber nichts da sie ja in dieser Grösse dann im Bodensee leben.
    Meine Meinung ist: Erhaltung und Förderung einer bedrohten Fario-Unterart ja, aber mit Mass und nicht auf Kosten der standorttreuen Bachforelle welche seit Jahren nicht mehr besetzt wird.
    Jene Bachforellen die im Rhein noch leben kommen aus Seitengewässern. Daher sind sie bei uns so rar. Früher spielte dies keine Rolle.
    Dank viel Nahrung und Sauerstoffversorgung, sprich Phosphateintrag und trotzdem sehr sauberem Wasser, wuchsen die Fische extrem gut ab.


    Die Bodensee Regebogenforelle welche keine Steelhead ist, nur so von uns genannt wird da sie der echten Steelhead extrem ähnlich kommt,
    laicht bei uns nur in dem kleinen genannten Gebiet bei der warmen Quelle die den Seitenlauf des Rheins temperiert und so ein winterwarmes Laichgewässer bildet welches diese Steelhead brauchen.
    Das grosse Laichgebiet liegt im Fürstentum Lichtenstein weiter unten neben dem Rhein. Da gibt's winterwarme Grundwasserkanäle die perfekt für das Laichgeschäft taugen.
    Ohne diese natürliche Reproduktion hätten wir schon lange keine Regenbogenforellen mehr.


    Link dazu http://www.fv-chur.ch/index.php?page=164


    Salve Chris

  • Hallo Chris,

    vielen Dank für deinen super Beitrag, er sehr Informativ und wie immer gut begleitet mit deinen tollen Bilder.

    Eine Frage:


    Wenn es der Regenbogenforelle möglich ist bei euch zu laichen und sich so auf Natürlicher Art fortzupflanzen dann müsste es ja auch theoretisch bei uns in Baden-Württemberg oder Bayern ein Gewässer finden wo dies möglich ist ?? Bei meinem Gewässerwarte Lehrgang beim Fischereiverband wurde uns mehrmals erläutert das eine Natürliche Vermehrung der Regenbogenforelle bei uns unmöglich ist (vom Dr. Biologe).

    Was denkst du darüber?

    Gruß Michael

  • Hallo Michael


    Da muss ich kurz ausholen!


    Als Erstes möchte ich schreiben das ich ein bekennender Förderer bedrohter, einheimischer Arten bin.
    Trotzdem und logisch steht bei mir aber an erster Stelle eine attraktive Fischerei. Eben auch mit fremdländischen Fischen soweit es Sinn macht.


    Für uns Fischer ist es meist von Vorteil dass die RB sich nicht fortpflanzt. So erkennen massgebende Fischereibiologen, dass anders als bei manchen invasiven Tieren
    kein Schaden angerichtet wird und wird zumindest geduldet. Daher bin ich froh dass sich die Regenbogenforelle nur ganz selten fortpflanzen kann.
    Gibt aber auch grosse Vorteile wenn sie es nicht kann! Als Beispiel sehe ich da gewisse US Gewässersysteme in die ausschliesslich hybridisierte und fortpflanzungsunfähige Jungfische besetzt werden.
    So hat man jederzeit die Kontrolle darüber und die Fische wachsen erst noch schneller da sie keine Energie in die Laichentwicklung stecken müssen.


    Ist ein Gewässer aber kaputt, so wie der Alpenrhein, ist man froh gibt's bis sich die Lage vielleicht wieder zum Guten wendet, ein Ersatz der überleben kann.
    So die Regenbogenforelle. Nur leider wird der Feldzug gegen fremdländischen Fische in der Schweiz total übertrieben. Gibt ja landesweit ein Besatzverbot in Fliessgewässer und Seen mit freiem Zugang zu Fliessgewässer.
    Und genau da kommt die Eigenreproduktion gerade richtig. Und das habe ich mit Unterstützung meiner Mitkämpfer erreicht. Aber auch viel und massive Kritik aus Anglerkreisen einstecken müssen.
    Gibt überall Idioten die alles besser wissen und nur sehr kurzfristig denken können. Jetzt zwei Jahre später ist der Rheinabschnitt in dieser Region genagelt voll mit 25cm RB.
    Zudem fängt man daneben im offenen, befischbaren Rhein falls man angeln kann (nicht so wie die verknorzten Rosinenpicker vom Laichgebiet), wirklich richtig schöne Fische bis 75cm.
    Ausnahmsweise 85cm. Durchschnitt 55cm.


    Im Po starb der Stör grundsätzlich aus. Würde er nicht künstlich besetzt gäbe es schon lange keine mehr. Durch Verschmutzung und Umweltgifte, sowie dem Cremona Wasserkraftwerk verschwand er.
    Vermutlich auch deswegen wurde der Wels ausgesetzt. Zu unserem Glück! Aber in diesem Fall unglücklich für die einheimischen Fische. Ich sage mir aber dass auch der Mensch ein Recht hat ein Teil der Evolution zu sein
    und mit seinen "Fehlern" eine Rolle spielen darf. Also geben wir noch möglichst lange Strom und holen unsere Monster aus dem trüben Fluss.


    Zur Frage ob die RB sich bei euch reproduzieren kann, kann ich dir keine Antwort geben. Es spielen diverse Faktoren ein Rolle und nicht zuletzt auch der Stand der Hybridisierung eurer Regebogenforellen.
    In Europa herrscht ja ein extremes Puff was die Regenbogenforelle betrifft. Es gibt keine reinrassigen Fische. Und auch wenn es sie geben würde ist die Frage welche Unterart.
    Die RB ist ein pazifischer Lachs der in den USA und Kanada teils wie die bekannten Lachse im Meer lebt, aber auch viele verschiedene reine Süsswasserformen kommen vor.


    Also braucht es die richtige Genetik, winterwarmes Wasser um 4-8 Grad, geeignetes Laichbiotop sowie eine gewisse Menge laichreifer Fische die das selbe im Sinn haben und sich dann am richtigen Ort treffen.
    Also gewissermaßen eine neue Unterart mit speziellen Merkmalen gebildet haben.
    Unsere hat garantiert viel Steelheadblut in den Adern. Denn ohne Bodensee gäbe es die nie!
    Die Steelhead ist die meerwandernde Art die den Bodensee als Meer akzeptiert. Wie die pazifischen Lachse in den Great Lakes im Osten Kanadas.
    Ich glaube bei uns war es wirklich ein Zufallsprinzip dass es plötzlich funktioniert. Es werden ja weit über hundert Jahre RB besetz, aber erst seit rund 20 Jahren gibt's natürliche Nachkommen im Rhein.


    :nachdenk: Wenn ich aber ganz tief in meine Jungend zurück denke wäre es vielleicht auch möglich dass ich schon als kleiner Junge, also vor 40 Jahren natürliche RB gesehen habe.


    Gruss Chris


    Hat ein Kumpel gefangen


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