@ Mario: da hast aber gerade Glück das ein Fischzüchter dazu etwas sagen kann:
1. Die meisten Fischzüchter sagen da nicht viel dazu, weil sie ja keine kranken Fische haben . Ist natürlich auch ein Stück weit verständlich.
2. Gibt es in der Aquakultur (für den menschlichen Verzehr, oder indirekt als Besatzfisch wo ein Verzehr nicht ausgeschlossen werden kann) einen sogenannten Therapienotstand, das bedeutet es gibt nur zwei in der BRD/EU zugelassene medikamentive Mittel (Arzneimittel laut Gesetz) welche zugelassen sind. Das sind zum einen Formaldehyd und Kochsalz. Beides muss für die Behandlung unserer Fische entweder in der Apotheke oder mit einer Zulassung als Lebensmittel gekauft werden. Als Beispiel kostet ein Liter Formaldehyd im freien Verkauf ca. 1,15€ und in der Apotheke 6€.
Alle weiteren Arzneimittel, so auch Antibiotikum und andere Mittel zur Behandlung von (Aussen) Parasiten werden in deiner Grauzohne von den Tierärzten von anderen Nutztieren (Schweine, Rinder, Geflügel) auf Fische umgewidmet.
Ob mman es glaubt oder nicht, die Aquakultur in der EU ist für die Pharmaindustrie immer noch ein zu kleiner Markt um jahrelang Standartzulassungen für die Lebensmittelproduktion bei der EU zu beantragen, welche auch Millionen von Euro kosten.
So jetzt zu Praxis: Ich kann hier nur aus MEINER 15 Jahre langen Erfahrung als Fischzüchter und auch nach Lehrbuch schreiben. Es mag sein das der ein oder andere abweichende Erfahrungen gesammelt hat, und wenn es funktioniert ist es auch in Ordnung so.
Beim Baden von Fischen hängt auch immer sehr von den Umgebungs- Bedingungen ab ob die Fische etwas gut vertragen, oder ob der gewünschte Effekt erreicht wird.
Beim Salz ist sehr die Härte des Wassers und die Temperatur etscheidend. Ich schreibe hier vom für Salmoniden geeigneten Temperaturbereich von 8- 18 Grad, und einem pH Wert zwischen 7,5 und etwas über 8. In diesem Bereich wird sich auch bei euch das meiste abspielen, egal ob beim Transport oder dem Hältern daheim.
Beim Transport geht man in der Regel von 0,5% Kochsalz aus. Bis zu 1% sollte es überhaupt keine Probleme geben, wobei sich der beruhigende Effekt (wir sprechen vom revitalisierenen Effekt) bei höher 1% und ungünstigen Umweltbedingungen schon wieder in Stress umwandeln kann.
Entscheidend bei evtl. höheren Dosierungen ist die Dauer dem die Fische der Salzkonzentration ausgesetzt sind. Von Dosierungen über 1% bis gar 5% wie zu lesen war rate ich generell ab. Es mag sein, das die Fische das bei nicht zu langem Transport aushalten, aber mit Sicherheit wird die Niere durch die nicht mehr funktionierende Osmose so geschädigt das die Fische einen bleibenden Schaden davontragen/oder das verenden als Folge nach sich zieht. Die Probleme können allerdings auch erst einigen Tagen oder gar noch länger nach dem Transport auftreten.
Behandlung von Ektoparasiten und verschleimten Kiemenplättchen:
Hiebei wird mit deutlich höheren Konzentrationen und dafür mit geringerer Zeit gearbeitet.
Pauschal würde ich mit 3% Kochsalz auf 30 Minuten beginnen. Idealer Weise drei Tage in Folge und die meisten Problem dürften sich erledigen.
Bei besonders Hatnäckigen Parasiten wie z.B. Hautwürmer und starker Befall von Costia (beides erkennbar an einem grauen Belag/Schimmer auf der Schleimhaut und sehr häufig bei gehälterten Fischen zu beobachten) kann man BIS ZU 10% hoch gehen.Wobei man hierbei eigentlich nur noch ein Tauchbad (Fische im Kescher lassen und nur wenige Sekunden bis max. 30 Sekunden den mit Fischen gefüllten Keschen in die Salzlake hängen und dann gleich in Frischwasser geben) anwenden sollte.
Wer schon mal selber geräuchert hat weis was 10% Salzlake mit dder Schleimhaut der eingelegten Fische macht.
Bei 10% Kochsalzlösung wird mehr oder weniger die gesamte Schleimschicht abgelöst und die in der Oberhaut sitzenden Parasiten werden dem Salz ausgesetzt. Der Fisch braucht dann natürlich auch einige Tage um die geschädigte Schleimhaut wieder zu vitalisieren, was aber bei diesen Konzentrationen nicht immer funktioniert.
Generell möchte ich sagen das die Fische wirklich viel aushalten bevor sie verenden, sie können nur leider nicht wie die meisten anderen Tiere schreien wenn es echt übel für sie wird. Das sollte man beim Baden immer im Hinterkopf haben und oft kann man mit etwas niedrigeren Konzentrationen und etwas verlängerter Dauer das gleiche oder sogar ein besseres Ergebnis erreichen.
Noch ein Worte zum Salz:
Generell hat Jointed vollkommen Recht. Salz ist Salz. Wir haben bei uns Im Betrieb aber auch festgestellt das die Fische auf die einen Salze anders reagieren als auf die anderen. Konnte leider auch von unserem Fischgesundheitsdienst nicht erklärt werden. Deshalb langsam an seine endgültige Konzentration ran arbeiten.
Bei kleineren Mengen Salz würde ich das normale Speisesalz in 500g Packungen vom Discunter (glaube 0,19€) empfehlen. Wichtig OHNE Fluorid, da die Wirkung auf die Fische noch nicht so richtig belegt/wiederlegt wurde.
Bei größeren Mengen würde ich an Stelle irgendeines Regenerations/Industriesalzes das Viehsalz vom nächsten Lagerhaus oder BayWa empfehlen.
Sind 50kg Säcke und kostet fast nix. Ist aber für Tiere zugelassen und daher können nicht erwünschte Zusätze ausgeschlossen werden.
Auch wenn es jetzt vieleicht ein bisschen lang und ausführlich geworden ist hoffe ich damit ein wenig weiterhelfen zu können.
Gruß Philipp