Wesen / natürliche Veranlagung
- Aggressivität und Dominanz. Den besten Unterstand hat der Chef
Vor ca. 35 Jahren habe ich mir die ersten Babywaller besorgt. Es waren 5 Stück mit 10 cm aus der Zucht. Diese setzte ich damals in ein kleines Becken von so 100 l. Es war damals einfach so die erste Neugier um diese einige Wochen zu beobachten. Ich hatte einen grösseren Unterstand geschaffen und einige kleinere. Der grösste und attraktivste Unterstand war heftig umkämpft. Ich hatte damals null Ahnung was da passieren mag. Die Fische hatten zunächst vorwiegend den Drang den Topunterstand zu beziehen und der Kampf ging sofort los. Drei friedlichere Fische haben sich bereits nach wenigen Stunden aus der Keilerei jeder gegen jeden verabschiedet: "Der Klügere gibt nach". Zwei Fische bekriegten sich unentwegt. Dabei stellte ich fest, dass es IMMER der gleiche der Beiden war, der das Kampffeld verliess, jedoch unzählige Male zurückkehrte. Am Folgetag hatte dieser Fisch ganz erheblich mehrere Bisspuren als der vermeintliche Cheffe, vor allem am Schwanz. Dass sich das Procedere dramatisch fortsetzen sollte konnte ich damals nicht wissen. Der immer wieder verdrängte Fisch hatte wohl annähernd die gleiche Aggressivität und Kampfeslust wie der andere. Es verging ein weiterer Tag und am nächsten Morgen musste ich mit Erschrecken feststellen, dass dem Unterlegenen am Schwanz rundum laufend in Länge 1 cm sichtbares Fleisch herausragte. Der Fisch wollte trotzdem nicht aufgeben. Ich habe diesen Fisch dann komplett sondiert. Die friedlicheren Fische hatten kein Problem damit, sich auch mal zu zweit oder zu dritt nebeneinander in einem engen Rohr abzulegen und zu gesellen. Das war mit dem stärksten und willensstärksten Fisch völlig unmöglich.
Viel später im grösseren Becken konnte ich exakt gleiches immer wieder feststellen. Der aggressivste Fisch hat den besten Platz, zu mindestens 90% ist das auch immer der Grösste und Stärkste. Nur ein einziges Mal hatte ich es in vielen Jahren, wo ein ca. 27-28 cm Fisch einen ca. 30 cm Fisch "verhaute", weil einfach viel wilder und entschlossener. Ich achtete auch darauf nicht noch einmal zwei Verrückte parallel im Becken zu haben. Zur Not musste einer weichen und wurde entnommen. Im Regelfall war es jedoch wirklich immer der Aggressivste, gleichzeitig Fressgierigste und Grösste. Den unmittelbaren Zusammenhang habe ich in einem Vorpost beschrieben.
Wenn ich mir dieses Verhalten so vor Augen hielt deckte sich die Unterstand-Beangelei mit diesen Erfahrungen. Auf einer Strecke mit unzähligen Versteckmöglichkeiten kann man sich diese Erfahrung nicht wirklich zu Nutzen machen. Jedoch an Gewässerstrecken mit ganz vereinzelten grossen Unterständen meine ich muss hier eine Rute hin.
Wir hatten eine durchwachsene Po-Woche, alle 2 Tage Platz gewechselt. Letzter Tag, Freitag: An einem Nebenarm des Po bei geringster Strömung lag ein grosser Baum im Wasser. Ich liess mich mit dem Boot hintreiben, Peter war mit im Boot, und mein damaliges Schwarz-Weiss-Echo zeigte uns 2 m vor dem Baum ein Super-Echo. Es war sofort klar, eine Rute muss hier hin und wir schenkten diesen Platz Günther. Alles oder nichts. Ich nahm den grössten verfügbaren Köderfisch, ein Mordsteil, und band Günthers Rute an den Baum, den Fisch nur ganz knapp unter der Wasserlinie. Der machte gewaltigen Radau. So 20- 30 min. später knallte die gespannte Rute zurück. 228 cm.
Ein Jahr später, der Baum war nicht mehr vorhanden. Statt dessen so 300 m weiter waren es am steilen Ufer angeschwemmte Äste vermischt mit Schilf und Zweigen. Ein ca. 20 qm Dach hatte sich am Ufer über der Wasserlinie gebildet. Weit und breit kein Unterstand. Ich band spät nachmittags direkt dort für Peter an. Nach Einbruch der Dunkelheit kam der Biss. Ich war in unmittelbarer Nähe der Rute und nahm sofort auf. Da ging erstmal nichts, hatte aber den Eindruck der Fisch ist zwar frei, aber schwer. So kam es auch. Ich wollte Peters Rute sofort an ihn übergeben, aber er wollte sie mir lassen. . . . wir waren uns uneins, Diskussion . . . und ich bestand darauf . . . Peter, für Dich angebunden, Dein Fisch. So drillte ich ca. 1,5 - 2 Minuten . . . und dann übernahm Peter. 234 cm, aber ein anderer Fisch als der 228 er.
Das waren damals die mit Abstand zwei besten Fische aus einem Bereich wo Unterstände Mangelware waren. Wo der andere 228er aus dem Vorjahr verblieb kann man am Po wohl nicht sagen. Faktisch war in den beiden entspr. Wochen der jew. Unterstandsfisch immer der mit Abstand beste Fisch der Tour.
Frage an Euch: Wie sind Eure Erfahrungen an den Top-Unterständen ? Zahlreiches Feedback erbeten.
Mit dem nächsten Post geht es dann weiter mit Aggressionsbissen. Schönes WE.
Unterstands-Cheffe Buckelwels 228 cm
Buckelwels 228.jpg
Unterstands-Cheffe 234 cm
Waller234.jpg