Servus Tom,
vorab muß ich dir einfach mal ein Chapeau aussprechen!
In einer Zeit in der offensichlich nur noch Einzelerfolge und Rekordfänge zählen, Fachwissen gebunkert statt vermittelt wird und Konkurrenzdenken vor Gemeinschaft beim Angeln steht, ist es geradezu verblüffend mit welcher Offenheit du Fragen begegnest und mit welcher Akribie du dein Wissen an unsere Forumsgemeinde vermittelst…
zum Einstieg ein paar Fragen von mir und dann schau mer mal...:
Wohl kein anderer Fluss in Europa ist so unberechenbar und launisch wie der Po.
Innerhalb von wenigen Stunden findet man sich in extremen Hochwasser wieder.
Aktiv-Methoden wie Vertikal funktionieren dann nicht mehr.
-Welche Möglichkeiten des Aktivfischens sind noch erfolgversprechend und wo wendest du sie an?
-Wo sind erfolgversprechende Stellen und wie erkennt man diese? Was trifft die Platzwahl? Das fischende Auge oder die Nase - oder beides? (evtl. sowas wie Faustregeln)
-Frei treiben lassen oder auch vom Boot aus abspannen?
-Wann packst du die Spinne aus und wo erwartest du Fische?
-In wie weit ist dieses Spinnfischen mit dem nächtlichen Spinnfischtouren an den Steinpackungen entlang vergleichbar?
-Wo liegen die Unterschiede (Köderwahl/Wurftechnik/Spot)?
-Hochwasser ist Hochwasser sollte man meinen. Ist das so?
Wann ist eigentlich "Hochwasser"? Hab schon öfter gehört daß für´s "große Fressen" zu wenig Wasser kam...
-Wenn Wasser einen Temperatursturz mit sich bringt geht nix mehr - stimmt das so?
-Machen eigentlich die Jahreszeiten wirklich einen großen Unterschied?
wie begegnest du diesen Gegebenheiten methodisch und worin liegen deine Beweggründe in der Herangehensweisen?
-Wann verspricht deiner Meinung nach Ansitzfischen mehr Erfolg als Aktiv?
-Wann ist der richtige Zeitpunkt um umzustellen?
-Wie kann man Ansitz- und Aktivfischen sinnvoll kombinieren?
-Flexibles Ansitzfischen - was ist das? Geht das überhaupt oder heißt´s dann zurück zur Basis und komplett umsatteln?
-Was sind in deinen Augen die typischen Fehler die mangels Erfahrung gemacht werden (Methodisch und technisch, also Angeltechnisch und Tackletechnisch)
Fragen über Fragen...
Ich will´s mal bewusst dabei belassen um nicht den Lesern allen Zündstoff zu nehmen und damit möglichen Folgediskussionen den Nährboden zu nehmen.
LG Winne
Hallo Forumsgemeinde,
na dann will ich mal versuchen auf die Fragen so gut es geht einzugehen...
Sollte ein Wasseranstieg bevorstehen (ist ja heutzutage aufgrund der Pegelstände im Internet leicht auszumachen),
sind gerade die ersten Stunden der Eintrübung noch perfekt um aktiv Schleifen/Vertikal an Fisch zu kommen…
meistens bevorzuge ich in dieser Zeit ruhigere Bereiche, nicht selten an Sandbänken zw. 2-4m Wassertiefe
Ist das Wasser bereits angekommen, ist es sehr wichtig die Situation zu beobachten, meist macht in dieser Phase das Vertikalfischen keinen Sinn mehr da die Jungs bereits begonnen haben sich in den Überflutungsgebieten zurückzuziehen bzw. dem Futterfisch zu folgen!
Jetzt ist es entscheidend den richtigen Moment abzuwarten,
sollten sich erste Raubaktivitäten an der Oberfläche zeigen, ist definitiv das Spinnfischen die erfolgsversprechende Methode.
Hier gilt ganz klar, Ohren und Augen auf, meist verraten sich unsere Freunde von selbst ! Im Normalfall sind sie zu 99% in überfluteten Bereichen, überspülten Buhnen, hinter Brückenpfeilern, Baggerlöcher u. Hafenbecken oder an diversen Strudeln auszumachen.
Auch Stationär hat jetzt die Stunde des Siegers geschlagen, am richtigen Platz mit der richtigen Montage sind jetzt wahre Sternstunden möglich…
am wichtigsten bei der Platzwahl ist ganz klar zu wissen wie sich der Fluss in den nächsten Stunden entwickeln wird
unter Berücksichtigung dieser Info werden die Köder so platziert das sie in der Dämmerung bzw. in der Hauptfressphase am richtigen Platz stehen!
Dazu ist es natürlich wichtig die erwartenden Strömungsänderungen durch das steigende Wasser an diversen Spots zu kennen und die dementsprechende Montage/Köder zu wählen.
Hier ist ganz klar die Erfahrung der wichtigste Faktor!
Ist man alleine unterwegs, bzw. zu zweit und bereit die Nacht über auf dem Boot zu schlafen und auch mal nur mit 2-3 Ruten zu fischen,
ist die freitreibende Posenmontage nach vor ein Erfolgsgarant.
Meist sind hierbei Mündungen von Zuflüssen, strömungsberuhigte Bereiche an Naturufern oder im Strömungsschatten einer Insel die besten Spots !
Wichtiger Faktor ist hierbei natürlich die Wassertemperatur und vorkommen der Futterfische, bzw. wo sich diese aufhalten.
Zu den Jahreszeiten sei gesagt:
Natürlich ist nicht jeder Wasseranstieg gleich, ein Anstieg im Winter ist nicht mit einem Anstieg im Sommer zu vergleichen
Je kälter das Wasser desto tiefer stehen meist auch die Futterfische, daher sind Aktivitäten an der Oberfläche so gut wie nicht mehr auszumachen,
auch sind in dieser Phase die Waller aufgrund ihres niedrigen Stoffwechsels bei weitem nicht so aktiv wie im Sommer.
Nicht selten sind bei einem „kleinen“ Anstieg, sprich das Wasser trübt nicht ein, überhaupt keine Mehraktivitäten unserer Freunde zu beobachten.
Dafür gibt es leider keine Faustregel, oft ist es wie wenn ein Schalter umgelegt wird und ein Großteil der Fische beginnt zu rauben oder eben auch nicht!!!
Oft reicht hierfür ein Anstieg von 80cm, ein andermal bringt sie ein Anstieg von 2m nicht wirklich in Bewegung.
Das liegt auch gerne daran wie schnell es steigt, ob sich dadurch der Fluss eintrübt, bzw. aufgrund von Schmelzwasser abkühlt…
all diese Faktoren spielen einen großen Einfluss, ob der Anstieg den entscheidenden „Kick“ bringt, oder eben nicht.
So, nun mal gut mit Hochwasser, ich denke deine nächsten Fragen beziehen sich auf einen „normalen“ Wasserstand - Flexibles Ansitzfischen (geiles Wort)…
…würd eher dazu Ansitzfischen in Kombination mit Aktivfischen sagen! Natürlich ist das möglich und wird bei „meinen“ Touren auch zu 99% so praktiziert!
Das wichtigste hierbei ist ganz klar die Platzwahl, ich positioniere mich dafür immer in Bereichen wo eine gute Aktivstrecke (Vertikal/Schleifen), ganz in meiner Nähe liegt!
Denn meistens sind es nur kurze Zeitfenster wo diese Art zu fischen auch wirklich Erfolg bringt, dieses Zeitfenster zu finden ist hier ganz klar das Wichtigste!!!
Am besten holt man sich hierbei Infos vom Team, denn bei einem Aufenthalt von einer Woche ist es meist nicht möglich dieses Zeitfenster zu lokalisieren und positiv auszunutzen bzw. ist auch je nach Jahreszeit total unterschiedlich!
Natürlich sollte man auch darauf achten sich bei jemanden zu erkundigen der „wirklich erfolgreich Vertikal fischt und davon Ahnung hat “!!!
Hierbei machen in meinen Augen die meisten Angler ihren größten Fehler, viele denken 6-10 Std. kilometerweite Strecken abfischen zu müssen um an einen Biss zu kommen!
Konzentriert euch lieber zur Hauptzeit auf kleine erfolgsversprechende Bereiche und fischt diese mit voller Konzentration vernünftig ab…
Hierbei spielt natürlich auch die „richtige“ Führung des Köders eine ganz entscheidende Rolle!!!
Aber wie das richtig auszusehen hat, lernen meine Gäste bei meinen Touren und ist unmöglich hier aufs Papier zu bringen!
Auch nehme ich bei meinen Touren immer abwechselnd nur einen Angler mit auf Vertikaltour, die anderen bleiben am Ufer und bewachen unseren Spot bzw. bereiten die Montagen für die bevorstehende Nacht vor…
Somit sind wir perfekt flexibel, können zu jeder Zeit ne kurze Vertikaldrift starten ohne den kompletten Angelplatz räumen zu müssen
So das war`s vorerst von meiner Seite zu dem Thema, sollte jemand neugierig geworden sein, bzw. Interesse an so einer Tour mit mir als Guide haben, frühzeitig buchen…
2014 sind Floatingtrips und Guidingtouren unter meiner Betreuung jedoch leider bereits komplett ausgebucht!
Wendet Euch daher wenn ihr eine Tour vor habt an Robert oder Peter, bzw. meldet Euch bei mir wenn für 2015 Interesse besteht
Um es abschließend ganz offen zu sagen:
die wirklichen Tricks & Kniffs bzw. Feinheiten erlernt man nicht durch lesen, sondern nur durch Fragen und Beobachten am Wasser in der Praxis...
(sorry aber diese Details will und kann ich hier nicht auf`s Papier bringen )
In diesem Sinne eine erfolgreiche Saison 2014 und ein kräftiges Petri Heil…
Euer Tomson