Die Nordlichter Teil II

  • Freitag, 18.03.2011


    Nach wochenlangen Vorbereitungen sollte es heute Abend um 18.00 Uhr endlich
    losgehen: Wir haben mit 6 Mann eine Woche Outdoor am Wallercamp La Motta
    am Po in Italien gebucht.


    Aufgeteilt auf zwei Teams haben wir schon im Vorfeld die beiden Autos samt
    Anhänger gepackt sodass wir pünktlich um 18.00 Uhr die 1249Km lange
    Strecke in Angriff nehmen konnten. Am Samstag gegen 9.00 Uhr morgens
    kamen wir endlich an. Nach einer herzlichen Begrüßung und dem Check-In
    wurden die beiden Boote bepackt. Daniel und ich machten währenddessen
    erst mal eine kleine Erkundungsfahrt mit dem Guide um uns die aktuellen
    Gegebenheiten vor Ort anzuschauen. Was wir zu sehen bekamen stimmte uns
    nicht gerade mutig: der Po führte extremes Hochwasser. Augenscheinlich
    gab es keine befischbare Stelle mehr, alles war Land unter am Grande
    Fiume. Der Guide riet uns die Nacht im Camp zu verbringen und erst am
    nächsten Tag zu starten. Aber nicht mit uns, ein Jahr Vorbereitung und
    Vorfreude wollten wir uns nicht verderben lassen. Außerdem, wie sollte
    ich meinen beiden Teamkollegen Peter und Ingo erklären dass ich sie erst
    mit auf eine halbe Weltreise nehme und wir dann nicht fischen können.
    Zumal beide das erste Mal mit von der Partie sind. Wieder am Steg
    angekommen lud jeder sein Team ein und es ging ab auf die Suche nach
    einem trockenen Stückchen Erde. Nach gut 20 minütiger Fahrt haben
    Daniel, Thomas und Gonzo eine Stelle gefunden auf der ein einigermaßen
    vernünftiges Angeln möglich war. Wir, Dennis, Ingo und Peter fuhren in
    einen Altarm und hofften hier fündig zu werden. Nach weiteren 15 Minuten
    Fahrt sahen wir einen Deich auf dem man sitzen konnte. Nichts wie hin
    und erst mal die Umgebung gelotet. Augenscheinlich war eine Wiese vor
    uns die ca. 1,5 Meter überflutet war. Kurz vor dem Deich muss ein Graben
    sein, denn hier viel der Grund auf ca. 3 Meter ab. Die Wassertemperatur
    dürfte hier auch ca. 0,5 Grad höher als im Strom sein. Für diese
    widrigen Umstände eine gute Stelle. Als wir die Sachen auf den Deich
    geschleppt hatten machten sich Peter und Ingo daran das Camp aufzubauen
    während ich Montagen knüpfte und die Ruten montierte.


    Nun ging es ans Eingemachte: das Ausbringen der Montagen. Da ich
    mittlerweile das dritte Mal am Po war hatte ich ja schon etwas Übung.
    Für meine beiden Teamkollegen war dies allerdings Neuland. Nach kurzer
    theoretischer Einweisung machte ich mich mit Peter auf um die erste Rute
    auszulegen. Erstaunlicherweise klappte alles wie am Schnürchen. Ruck
    Zuck hatten wir vier Ruten mit Jutesack und 0,40mm Monofiler Reißleine
    in der tieferen Rinne platziert. Die anderen beiden Ruten wollen wir an
    Bäumen abspannen sodass der Köderfisch kurz unter der Oberfläche
    arbeiten konnte. Gegen 22.20 Uhr machte sich die rechte Rute bemerkbar.
    Diese hatten wir nur ca. 1,5 Meter vom Ufer entfernt in ca. 1 Meter
    Wassertiefe abgespannt. Da der Fisch die Reißleine nicht gesprengt hatte
    konnten wir den Fisch von Land aus landen. Stolze 90cm maß der Fisch.
    Ein paar Foto´s und der Kleine konnte weiter seine Bahnen ziehen.


    Ein schöner Auftakt, so konnte es weiter gehen. Am nächsten Morgen staunte
    ich nicht schlecht als ich aus dem Zelt schaute, der Wasserstand ist
    über Nacht ca. 80cm gefallen. Jetzt hieß es Klamotten packen und Stelle
    wechseln da wir sonst Probleme bekommen hätten die Wiese wieder zu
    verlassen. Als alles im Boot verstaut war machten wir einen kurzen
    Abstecher zum Camp um uns mit Köderfischen einzudecken und um zu
    erfahren was sonst noch gegangen ist. Anscheinend waren wir die einzigen
    beiden Teams die von Land aus gefischt haben. Lediglich zwei Teams
    haben die Nacht über vom Boot aus gefischt. Wenn was gelaufen war dann
    nur ziemlich ufernah und knapp unter der Wasseroberfläche. Mit diesem
    Wissen machten wir uns auf den Weg um eine neue Stelle zu beziehen. In
    der Nähe eines Altarmes sollte die Stelle liegen wo wärmeres Wasser in
    den Po fließt. Nachdem wir drei oder vier Stellen angefahren hatten die
    uns nicht 100%ig zusagten fanden wir eine Stelle die zwischen zwei
    Altarmen lag. Außerdem hatten wir vor unseren Füssen eine kräftige
    Rückströmung und strukturreiche Kanten direkt am Ufer. Hier sollte doch
    was gehen. Schnell waren wir uns einig hier unser Glück zu versuchen.
    Gegen 17.00 Uhr stand das Camp und die Montagen, wieder vier Ruten mit
    Jutesack und zwei mit Pose, waren ausgebracht. Wir ließen es uns den
    Abend über gutgehen und haben auf den ersten Waller angestossen. Peter
    hatte sich bereit erklärt die Nacht im Boot zu verbringen um ein Ohr auf
    die beiden Posenruten zu haben. Gegen 2.17 Uhr in der Nacht machte sich
    wieder die rechte Rute bemerkbar die wir ca. 1 Meter vom Rand entfernt
    mit U-Pose platziert hatten. Ingo war als erster zur Stelle und drillte
    einen schon etwas besseren Fisch. Kurze Zeit später konnten wir den 1,20
    Meter langen Waller landen.



    Nachdem
    der Fisch versorgt war gab es erst mal einen leckeren Charly. Zweite
    Nacht, zweiter Fisch. Eine super Bilanz bisher. Am nächsten Morgen, nach
    einem leckeren Frühstück, wollten Peter und Ingo in den Seitenarm
    fahren um Köderfische zu feedern und ein bisschen die Spinnrute zu
    schwingen. Ich war also allein im Camp und hielt die Stellung. Gegen
    14.25 Uhr bekam ich einen Biss auf der Posenrute, die 0,5 Meter vom Rand
    entfernt ihr Unwesen trieb. Nach kurzen Drill lag ein 1,21 Meter großer
    Waller auf der Matte. Nachdem die anderen beiden zwischenzeitlich
    wieder angekommen waren haben wir kurz ein paar Foto´s gemacht und, wie
    soll´s anders sein, darauf angestossen.



    Bereits
    der dritte Fisch am Montagnachmittag. Traumhaft. Es lief alles wie am
    Schnürchen bei uns, tolles Wetter, Waller in Beißlaune und natürlich
    super Stimmung. Am Abend biss noch ein kleiner Waller von genau 100cm:



    Nur
    eines fehlte uns jetzt noch: der ganz große Bolle!!! Also, nix wie raus
    mit den Montagen und hoffen das noch ein besserer Fisch beißt. Gegen
    5.00 Uhr am Morgen ein Dauerton aus dem Delkim: BISS!!! Und was für
    einer!!! Peter war als erster zur Stelle. Die Rute krümmte sich im
    Rutenständer dermaßen das Peter Probleme hatte die Rute aus dem
    Rutenhalter zu bekommen. Als er die Rute draußen hatte begann der
    brachiale Drill. Unaufhörlich riss der Fisch die 0,55mm starke
    geflochtene Schnur von der Rolle. Dabei war die Bremse schon fast auf
    Anschlag zu!!! Wahnsinn!!! Ich stand neben Peter und mir trieb es nur
    vom Zugucken die Schweißperlen auf die Stirn. Peter stemmte sich mit
    aller Gewalt dagegen. Doch der Fisch war nicht zu bremsen… Nach einiger
    Zeit nutzte der Fisch nur noch sein Gewicht und zog langsam einen Kreis.
    Peter drückte mir die Rute in die Hand. Was für ein Feeling!!! Ein
    Drill auf Biegen und Brechen, das Material arbeitete an der absoluten
    Belastungsgrenze!!! Und immer diese Schläge des Fisches in die Schnur!
    Jeder Kopfstoß war zu merken! Langsam drehte der Fisch und zog jetzt
    gegen den Strom. Man könnte meinen ihm schien egal zu sein wie sehr wir
    versuchten den Drill zu forcierten, unaufhörlich zog er stromauf. Nach
    gefühlten Stunden drückte ich Ingo die Rute in die Hand. Schließlich
    sollte er auch in den Genuss kommen so einen Fisch zu drillen. Peter und
    ich machten uns derweil klar für die Landung, Stiefel und Handschuhe an
    und die ca. 2 Meter tiefe Böschung hinunter. Ingo konnte unterdessen
    einige Meter gutmachen und der Waller zeigte sich erstmals an der
    Oberfläche. Was für ein Fisch!!! Kurz darauf konnten wir zur Landung
    ansetzen. Zu zweit packen wir den Riesen und haben erst mal grob
    gemessen. Ca. 2,20 Meter geballte Power lag vor uns!!! Nachdem der Fisch
    versorgt war und wir wiedermal anstossen durften war an Schlaf nicht
    mehr zu denken. Zu viel Adrenalin hatten wir intus. Bei Sonnenaufgang
    haben wir den Fisch richtig messen können: stolze 2,28 Meter zeigte das
    Maßband an!!! Gigantisch!!! Schnell noch ein paar Bilder gemacht und der
    Bolle durfte wieder schwimmen. Perfekter konnte es bisher für uns nicht
    laufen. Allen Anschein nach hatten wir bis hierhin alles richtig
    gemacht und wurden belohnt. Der fünfte Fisch und gleich so weit über dem
    erträumten 2 Meter Fisch!!!




    Ab
    jetzt machten wir richtig Urlaub, genossen die Sonne und haben es uns
    richtig gut gehen lassen… In der folgenden Nacht bekamen wir noch einen
    Biss. Wieder war Peter als erster zur Stelle und schlug an. Die Rute
    krümmte sich gleich bis ins Handteil, hätte er nicht die Kopfstöße des
    Fisches gespürt hätte man es für einen Hänger halten können. Wir haben
    mit einem Fisch der 2,50 Meter Klasse gerechnet, es ließ sich kein
    einziger Meter Schnur gewinnen. Jetzt hieß es ab auf´s Boot. Vielleicht
    konnten wir den Fisch so bezwingen wenn wir direkt über ihm sind. Gesagt
    getan, kurze Zeit später waren wir zu dritt auf dem Boot und standen
    nun direkt über dem Fisch. Doch so sehr Peter sich auch dagegen stemmte,
    der Fisch bewegte sich nicht von der Stelle und klebte förmlich am
    Grund. Mittlerweile hatte ich einen Puls von mindestens 210. Nach
    Minuten vergebenen Pumpens wieder Schläge in der Rute, es war definitiv
    ein Fisch. Ich malte mir schon aus wie es wäre wenn wir diesen Giganten
    bezwungen hätten! Dann gab es einen Knall und die Schnur erschlaffte.
    Meinen „Sch….!!!!“ Schrei konnte man mit Sicherheit kilometerweit hören.
    Peter kurbelte die lose Schnur auf und merkte dann Widerstand. Der
    hängt noch! Sekunden später aber kam ein kleiner Waller an die
    Oberfläche. Anscheinend hatte sich die Schnur am Grund irgendwo
    festgesetzt und hatte sich dann gelöst. Naja, immerhin 114cm maß der
    kleine noch und dafür hat er uns ganz schön auf Trap gehalten.



    Die
    restlichen Tage vergingen wie im Flug, wir wechselten noch einmal die
    Stelle, konnten aufgrund des sinkenden Wasserstandes jedoch keinen Fisch
    mehr überlisten. Peter und Ingo füllten zwischenzeitlich noch unsere
    Vorräte auf (ja, wir hatten mal wieder viel zu wenig mit). Es gab Brandy
    Roccabruna, wirklich lecker. Nun war es Zeit für die Wallertaufe, meine
    beiden Teamkollegen hatten sich bisher gedrückt. Also ab ins 11 Grad
    kalte Wasser…. Brrrrrrrrrr, war das kalt!!!!




    In der letzten Nacht konnte das andere Team dann auch endlich ihren Fisch fangen. Einen Waller von 142cm.



    Sie
    kämpften die ganze Woche und versuchten alles, leider lief es bei denen
    nicht so rund wie bei uns. Aber das ist der Po, hier liegen Trauer und
    Freude ganz dicht beisammen. Unberechenbar und vor allem unvorhersehbar,
    das ist der Po wie ich ihn kennengelernt habe. Ein Fluss mit eigenen
    Gesetzen und eigenem Willen. Kein Urlaub dort gleicht dem anderen, man
    muss sich jedesmal neu beweisen. Alles in allem möchte ich als erstes
    meinen beiden Teamkollegen danken für diesen tollen Urlaub. Man hätte
    meinen können wir fahren schon jahrelang als Team zum Po, so schnell
    lernten sie die Materie kennen und setzen alles von Anfang an super in
    die Tat um. Ein weiterer Dank gilt natürlich dem Team von La Motta die
    uns auch dieses Mal wieder in jeder Hinsicht super betreut haben. Eines
    steht fest: wir kommen wieder!!!


    Einen
    großen Respekt muss ich dem anderen Team zollen, unermüdlich versuchten
    sie eine Woche alles Mögliche um zu ihrem Erfolg zu kommen. Sie spulten
    das gesamte Repertoire herunter, schliefen kaum, wechselten unzählige
    Male die Stelle und ließen nichts unversucht. Leider war ihnen in dieser
    Woche nur ein Waller vergönnt gewesen, wobei sie bei dem Aufwand locker
    mit zehn Fischen belohnt werden müssten… Aber, wie sagte unser Guide
    beim ersten Trip an den Po: „Mehr wie Perfekt angeln kann man nicht, den
    Rest muss der Fisch machen…“


    In diesem Sinne, wir freuen uns auf den nächsten Trip nach Italien…


    Dennis, Ingo und Peter




  • Hallo!


    Bin leider erst jetzt dazu gekommen den Bericht zu lesen-sehr spannend und realitätsnah geschrieben,man meint man hätte das Ganze selbst erlebt! :thumbup:


    Petri zu euren Fischen,der Po ist launisch manchmal gibt er dir was und dann wieder nicht,von daher Topbericht und gut geangelt! :respekt